Es braucht viele kleine Wunder

Es braucht viele kleine Wunder

Wenn Kinder hungern

 

Kein Regen seit eineinhalb Jahren. Die Ernte auf den Feldern verdorrt, das Vieh verdurstet, die Vorräte aufgebraucht: 18 Millionen Menschen in Äthiopien stehen vor dem Nichts und sind auf dringende Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Unsere Hilfe entscheidet auch über das Überleben von rund einer halben Million akut unterernährter Kinder.
Zu klein, zu dünn, zu schwach: die Zwillinge von Fatiya sind gerade ein halbes Jahr alt. Mitten in die größte Dürrekatastrophe seit 30 Jahren hineingeboren zu werden ist kein guter Start ins Leben. „Die ersten 1000 Tage im Leben der Kinder sind entscheidend: Was sich auf Grund von Hunger nicht normal und gesund entwickelt, kann auch später nicht mehr aufgeholt werden“, erklärt Caritas Direktorin Edith Pinter. Die Schäden an Organen und Gehirn bleiben ein Leben lang. Sie wachsen und entwickeln sich nicht mehr normal, sind anfälliger für Krankheiten und verlieren ihren Appetit.
Fatiya hatte ihr Dorf verlassen und sich – mit ihren Babys im Arm - auf einen langen Fußmarsch in der sengenden Hitze gemacht. Die drei großen Kinder hatte sie bei Verwandten zurückgelassen. Ihr Ziel war das Caritas Gesundheitszentrum im kleinen Dorf Mullu. Hier werden Schwangere, Mütter und Kinder unter fünf Jahren versorgt. Die Station liegt ein wenig abseits der Siedlung. Ein Raum fungiert hier als Stabilisierungsstation. Bis zu zehn Mütter und ihre mangel- und unterernährten Kinder können hier gleichzeitig versorgt werden. Auf dem Boden liegen Matratzen, die als Schlafplatz für die Mütter und ihre Kinder dienen.
Ein Maß für Hunger

Als Fatiya im Gesundheitszentrum ankam, wurden die Kinder untersucht. Hier wird der Hunger messbar gemacht: Der Umfang der dünnen Oberärmchen misst deutlich weniger als 11 Zentimeter. Was jeder auf den ersten Blick sieht, wird nun offiziell: Die Zwillinge sind schwer unterernährt und werden für die nächsten drei Wochen stationär aufgenommen. Mit Famix, einer Spezialnahrung aus Mais, Soja, Zucker, Mineralstoffen, Salz und Vitaminen, werden die Kleinen wieder aufgepäppelt, damit ihr kleiner Körper wieder lernt Nahrung aufzunehmen und zu verwerten. Die schlimmste Gefahr ist für die zwei Kleinen vorerst gebannt.
Endlich wieder etwas zu essen

Auch der Süden Äthiopiens ist schwer von der Hungerkrise betroffen. Hunderttausende stehen seit Wochen ohne Lebensmittel da. Selbst das Saatgut wurde in der Not gegessen. Ohne die Lebensmittelverteilungen droht ihnen der Hungertod. Die Caritas Meki organisiert in dieser Region die so dringend benötigten Nahrungsrationen für die hungernden Menschen. Jeder Haushalt wird genau registriert, dann erhalten sie die ihnen jeweils zustehende Ration für vier Wochen. Pro Kopf sind das jeweils 15 Kilo Weizen oder Bohnen und 1,5 Liter Speiseöl. Es geht meist sehr friedlich zu, ohne Drängelei. Unter den Wartenden sind auch viele Frauen. Ihre Männer sind in die Städte gegangen, auf der Suche nach Arbeit. Schwer beladen mit den Säcken machen sich viele auf den langen Weg zurück in ihr Dorf.
Überleben bis zur nächsten Ernte

Ararso ist Bauer und lebt mit seiner Frau und den fünf Kindern zwei Autostunden südlich der Hauptstadt Addis Abeba. Die letzte Ernte ist verdorrt. Um seine Familie vor dem Verhungern zu bewahren, verdingte er sich als Taglöhner und fand Arbeit als Brennholzschneider. Jetzt sind auf Grund der Dürre die letzten Holzvorräte aufgebraucht und es gibt keine Arbeit mehr für ihn. In den letzten Wochen hat es geregnet. Die Caritas hat ihm Saatgut gegeben und er konnte sein Land bestellen. Bald soll hier Mais wachsen. Wenn der Regen auch heuer wieder im Oktober ausbleibt, werden die kleinen Maispflänzchen wieder auf dem Feld verdorren.

„Bis zur Ernte im November ist auch Ararso und seine Familie auf unsere Lebensmittelhilfe angewiesen“, erklärt die Caritas Direktorin und zeigt anhand dieses Beispiels, dass die Soforthilfe bis zum Ende des Jahres notwendig für das Überleben der Menschen in den Krisengebieten sei.

Was will die Caritas erreichen?

Bis 2018 will die Caritas die Ernährungssituation von 500.000 Menschen in den am meisten von Hunger betroffenen Ländern der Welt verbessern. Derzeit unterstützt die Caritas rund 80 Projekte für eine „Zukunft ohne Hunger“. Die Caritas Burgenland ist mit einem Soforthilfeprojekt für unterernährte Kinder und einem Landwirtschaftsprojekt in der Demokratischen Republik Kongo aktiv.

„Hunger ist eine globale Tragödie, aber gemeinsam können wir helfen. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass Menschen verhungern!“, appelliert die Caritas Direktorin an die Hilfsbereitschaft der BurgenländerInnen.
Ein Wunder um 7 Euro

Für 15 Euro kann ein Baby einen Monat lang spezielle Aufbaunahrung bekommen.

Für 35 Euro erhält eine Bauernfamilie genügend Saatgut für die nächste Ernte.
Kirchensammlung

Die katholischen Pfarren der Diözese Eisenstadt werden am 7. August die Caritas Sammlung für eine Zukunft ohne Hunger durchführen.

Es liegen auch in allen Postämtern, Erste Banken und bei Raiffeisen Spendenerlagscheine auf. Spenden kann man aber auch online unter www.caritas-burgenland.at.

 

Spendenkonten: Raiffeisenlandesbank IBAN AT34 3300 0000 0100 0652

Kennwort: Für eine Zukunft ohne Hunger

 

Danke an die vielen SpenderInnen und UnterstützerInnen!

Im Vorjahr wurden 107.243,67 Euro zu Gunsten der Caritas Sammlung gespendet.

Zu danken ist auch allen Journalisten und Journalistinnen, die unser Anliegen an die Öffentlichkeit tragen.
Facts & Figures

 

Äthiopien

Bevölkerung:              94 Millionen

Hauptstadt:                Addis Abeba

BIP pro Kopf:              1.455 US Dollar

Verpachtetes Land:   3,63 Mio. Hektar (rd. Fläche der Niederlande)

Welthungerindex:       33,9 (ernst)

Slavery Index:                        390.000 Menschen

Armut:                         75 % der Bevölkerung

 

è 18 Millionen werden bis zur nächsten Ernte auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein

è Nur die Hälfte der notwendigen Ressourcen wurden bisher aufgebracht

è 452.000 schwer unterernährte Kinder sind in kritischem Zustand. Ihr Überleben ist sehr unsicher.

Caritas Projekte für eine Zukunft ohne Hunger

Weltweit engagiert sich die Caritas mit 80 Projekten, um den Hunger zu bekämpfen.

Die Hilfe umfasst Nothilfeprogramme, um die Menschen mit dringend gebrauchten Lebensmitteln vor dem Verhungern zu bewahren, mit frischem Wasser zu versorgen und Saatgut an die Bauern für eine neue Ernte zu verteilen. Besondere Bedeutung haben die Ernährungszentren, in denen Schwangere, stillende Mütter und unterernährte Kleinkinder mit Spezialnahrung versorgt werden. Durch Aufbauprogramme und Schulungen wird eine nachhaltige Ernährungssicherheit über die Zeit hinweg gewährleistet. Der Fokus liegt dabei auf der Saatgutvermehrung, der Herstellung von organischem Dünger, Kompostierung, Gemüseanbau und Tierhaltung. Zusätzlich wird bei den Schulungen auf die Verbesserung der Verwendung von Nahrung und der Verbesserung der Lagerung Wert gelegt.

  

Hintergrundinformationen

Hunger & Unterernährung

 

795 Millionen Menschen leiden an Hunger

10,9 % der Weltbevölkerung sind unterernährt

 

Brennpunkt der Not ist Afrika südlich der Sahara:

Dort leidet fast jeder vierte Mensch an Hunger (23,4%).

Asien: jeder 8. Mensch (12,3% der Bevölkerung)

Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung, das sind 8.000 Kinder pro Tag.

Folgen von Unterernährung

Marasmus / Energie- und Proteinmangel – Wachstumsstörungen, geistige Entwicklungsstörungen, Durchfälle, Blähbauch, dünne Gliedmaßen, hohe Anfälligkeit für Krankheiten

Kwashiorkor / Eiweiß- und Vitaminmangel – Wachstumsstörungen, Muskelschwäche, Anämie, Gärungsdiarrhö, Leberschaden

Beriberi / Vitamin B1-Mangel – Herzinsuffizienz, Ödeme

Skorbut / Vitamin C-Mangel – Brüchigkeit des Gewebes, Blutungen Zahnfleisch und Haut

Allgemein: Schwächung der inneren Organe, einschließlich des Herz-Kreislaufsystems und des Immunsystems

Wenn Kinder hungern