Zu schwach, um laut zu protestieren, jammert das Kleine leise vor sich hin, während Schwester Scholastique Größe und den Umfang seines Arms misst. Didae ist eines von rund 2.000 Babys und Kleinkindern, die in einem der Caritas Baby-Ernährungszentren in der DR Kongo vor dem Verhungern gerettet werden. „Ohne unsere Hilfe wären viele von ihnen geboren, um langsam zu sterben“, schildert die Caritas Direktorin, Edith Pinter, die dramatische Situation. Klimawandel, Dürre und Armut lassen in der DR Kongo, in Afrika und weltweit die Zahl jener, die (ver)hungern müssen, wieder ansteigen.
„Unsere Hilfe kommt an!“
Eine Caritas Mitarbeiterin, Julia Widlhofer, hat das hautnah miterlebt: Sie war vor kurzem in der DR Kongo und hat dort die Caritas Hilfsprojekte in Kinshasa besucht. In den insgesamt vier Caritas Zentren haben die MitarbeiterInnen alle Hände voll zu tun.
Fast die Hälfte der Kinder in der DR Kongo ist chronisch unterernährt
Die Schlange der Mütter, die mit ihren hungrigen Babys im Arm geduldig auf die Verteilung des nahrhaften Breis warten, reißt nicht ab.
Schließlich ist in der DR Kongo fast jedes zweite Kind chronisch unterernährt. Diese Kinder sind viel zu klein und viel zu schwach für ihr Alter, ihre Organe wachsen nicht, ihre Entwicklung bleibt körperlich und geistig zurück. Eine Generation mit Handicap überlebt. Wer permanent hungern muss, wird öfter krank, kann nicht lernen und hat keine Kraft. Schon eine harmlose Durchfallerkrankung wird zur lebensbedrohlichen Gefahr. Täglich sterben über 400 Kinder! (NUR?)
Überleben – eine Sache des Glücks
Wenn ein Baby Hunger spürt, fängt es an zu schreien.
Verhungernde Babys werden aber mit der Zeit leiser und leiser. Für manche Mütter bleibt die Not ihrer Kleinen verborgen. Denn sie wissen nicht, wie groß ihr Kind mit 3 Wochen, drei Monaten oder drei Jahren sein muss.
Sie wissen nicht, dass Ödeme den kleinen Körper anschwellen lassen und dass ihr Kleines dadurch gar nicht verhungert aussieht.
Sie wissen nicht, dass größte Gefahr droht, wenn der Oberarm weniger als 11 cm misst.
Didae - einer von 2.000
Didaes Mama gehört zu den ärmsten der Armen: sie ist taub, hat nie eine Schule besucht, hat keine Arbeit und ist mit ihren knapp 16 Jahren auf jede Art von Hilfe angewiesen. Vor 9 Monate kam ihr Bub auf die Welt. Seitdem ist er nicht gewachsen und hat kein Gramm zugenommen!
Didae brachte kaum 3 Kilo – das Gewicht eines Neugeborenen - auf die Waage, als er im Baby-Ernährungszentrum in Kinshasa aufgenommen wurde. Der Kleine hatte großes Glück, dass er - bereits halb verhungert - Schwester Scholastique in die Arme gelegt wurde. Die erfahrene Schwester nahm ihn sofort zur Intensivbehandlung in der Station auf. Seitdem erhält er mehrmals täglich einen nahrhaften Brei aus Zucker, Öl, Mais und Soja und wird langsam wieder aufgepäppelt. Bis zum altersgemäßen Normalgewicht von 10 Kilo ist es aber noch ein weiter Weg.
Wissen gegen den Hunger
Wenn alle Kinder in Schwester Scholastiques Kartei erfasst sind, ihre Größe, ihr Gewicht und ihr Armumfang gemessen sind, wird der Spezialbrei verteilt. Das Stimmengewirr im Schatten der zeltartigen Überdachung wird leiser, während die Löffel in den breigefüllten Plastikbechern scharren. Diese satte Ruhe nutzt Schwester Scholastique, packt ihre bunten Plakate aus und beginnt ihren Vortrag über Ernährung, damit die Mütter auch unter schwierigen Bedingungen ihre Kinder einfach, aber nahrhaft versorgen können. Die Soforthilfe ist überlebensnotwendig, aber fast genauso wichtig ist die Schulung der jungen, unerfahrenen und völlig überforderten Mütter.
Das Caritas Zentrum ist mittlerweile in den Armen-Vierteln von Kinshasa sehr bekannt und das Problembewusstsein ist gestiegen. „Frauen, die schon bei uns waren, machen andere Mütter auf die Unterernährung ihrer Babys aufmerksam und schicken sie zu uns. Das ist wichtig, denn je früher diese Kinder behandelt werden, umso geringer sind die Langzeitschäden“, weiß Schwester Scholastique, während sie Päckchen mit Breipulver zum Mitnehmen an die Mütter verteilt.
Flucht vor dem Hunger
Einfach (über)leben
Das zweitgrößte Land Afrikas ist seit Jahrzehnten ein Spielball der Mächte. Das Land ist reich an Bodenschätzen. Die größten Kobalt-Reserven weltweit wurden aber zum Fluch: Kinder arbeiten ohne Schutz unter menschenunwürdigen Umständen, um das Mineral abzubauen, das für die Produktion von Akkus überall begehrt ist. Trotz dieser Bodenschätze und der vielen wertvollen, natürlichen Ressourcen ist die DR Kongo eines der ärmsten Länder der Welt.
Ein jahrzehntelanger, grausamer Bürgerkrieg hat jede wirtschaftliche Entwicklung des Landes unmöglich gemacht. Seit zwei Jahren sind die Konflikte wieder aufgeflammt. Zwangsrekrutierung von Kindern als Soldaten, systematische Vergewaltigungen, Ausrottung ganzer Dörfer – das sind die menschenverachtenden Methoden des Terrors.
Für eine funktionierende Wirtschaft fehlt es an allen Ecken und Enden: das Verkehrsnetz ist lückenhaft. Von 15.000 Straßenkilometern sind nur 3.000 asphaltiert! Die Stromversorgung fällt laufend aus, Datenleitungen und Kanalisation sind kaum vorhanden. Noch dazu belaufen sich 90% der Geschäfte auf Schattenwirtschaft, ein Großteil des Rohstoffexports wird geschmuggelt. Das Land wurde durch korrupte Politiker und Beamte ausgebeutet. Gewalt und Terror sind auf der Tagesordnung und haben neuerlich 4,4 Millionen Menschen im eigenen Land in die Flucht getrieben.
Armut und Hunger – ein Teufelskreis
Fast 80% der Kongolesen sind arm. Das bedeutet, dass diese Menschen weniger als 2 $ pro Tag zur Verfügung haben. Ihr Monatseinkommen beträgt 40 $. Die Lebenserhaltungskosten sind allerdings mit Österreich vergleichbar:
$ 1,30 für 1 Liter Benzin, $ 1,90 für 1 kg Mehl, $ 0,60 für 1 Liter Wasser .... bei 40 $ MONATLICHES Einkommen
Nur 10% der Menschen haben ein normales Arbeitsverhältnis, der Rest schlägt sich mit Tauschgeschäften, Kleinhandel, Prostitution oder Kriminalität durch. Das Sozialsystem zählt zu den schlechtesten der Welt.
In den Dörfern außerhalb von Kinshasa lebt man meistens ohne Wasser und Strom. Gewaschen wird im Fluss, gekocht am offenen Feuer. Sauberes Wasser ist Luxus.
Masern, Cholera und jedes Jahr eine Epidemie sind die Folge. Heuer sind bereits 2.000 Menschen an Ebola gestorben.
Wer Gewalt sät
Mehr als 30.000 Kinder wurden während des Bürgerkriegs verschleppt. Sie wurden physisch, psychisch und sexuell missbraucht und zu Morden an der Bevölkerung, anderen Kindern oder ihrer eigenen Familie gezwungen. Zurück in ihre Heimatdörfer konnten sie nicht mehr, denn dort wurden sie nicht als traumatisierte Opfer, sondern als Täter gesehen. Viele von ihnen sind als Straßenkinder in den großen Städten wie Kinshasa untergetaucht und haben kriminelle Banden gebildet. Der Kreislauf der Gewalt beginnt von neuem!
Eine Zukunft ohne Hunger ist möglich
Jeder 10. Mensch weltweit hungert. Das sind 821 Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben. Nach Jahren der Hoffnung auf eine Welt ohne Hunger ist diese Zahl in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. „Die Gründe dafür sind offensichtlich und in der Zwischenzeit sollte es doch klar sein, dass wir umdenken müssen! In unserer Bereitschaft die Menschen vor Ort mit Soforthilfe, aber auch mit langfristigen, landwirtschaftlichen Projekten, die den katastrophalen Auswirkungen der Klimakatastrophe entgegenwirken, tatkräftig zu unterstützen! Daher bitte ich dringend um Spenden! Um 2.000 Babys vor dem Hunger zu retten und ihnen auch eine Zukunft ohne Hunger zu ermöglichen!“, bittet Caritas Dir. Edith Pinter.
Caritas bittet um Spenden für eine Zukunft ohne Hunger
So kommt Ihre Hilfe an:
10 Euro sichern die Ernährung für einen Menschen für einen Monat
25 Euro kosten Saatgut, Werkzeug und Schulungen für KleinbäuerInnen
40 Euro kostet eine Ziege, die das Auskommen einer ganzen Familie sichert
So können Sie helfen:
Kirchensammlung: Die katholischen Pfarren der Diözese Eisenstadt werden zwischen dem 4. August und Ende August die Caritas Sammlung für eine Zukunft ohne Hunger durchführen.
Caritas Spendenkonto
Spendenkonto: IBAN AT34 3300 0000 0100 0652
Kennwort: Für eine Zukunft ohne Hunger 2019
Gleich hier online spenden!