Armut im Burgenland: Versteckt und Realität.

360.000 Österreicher*innen sind akut von Armut betroffen. Sie können die Miete nicht rechtzeitig bezahlen, im Winter nicht heizen oder haben nicht genug zu essen. Auch im Burgenland ist Armut eine traurige, aber oft versteckte Realität, die mit viel Scham behaftet ist. Besonders Frauen haben ein hohes Risiko von Armut betroffen zu sein. Darauf machen Bischof Ägidius J. Zsifovics und Caritas Direktorin Melanie Balaskovics bei einem Pressegespräch aufmerksam: „Denn jede*r Armutsgefährdete*r im Burgenland ist eine*r zu viel.“   

Hohe Wohnkosten besonders belastend

„Leider stellen wir auch einen Anstieg bevorstehender Wohnungsräumungen aufgrund ausstehender Mietzahlungen fest. Die Mieten haben oft ein Rekordniveau erreicht, das viele Menschen schlichtweg nicht mehr tragen können“, schildert Caritas Direktorin Melanie Balaskovics. „Von insgesamt 855 Klient*innen wandten sich knapp 70 Prozent aller Hilfesuchenden an die Caritas Sozialberatungsstellen in Eisenstadt, Neusiedl, Oberwart und Güssing, weil sie ihre Miete nicht bezahlen konnten, gefolgt von Problemen bei den Energiekosten und den hohen Lebensmittelpreisen. Besonders besorgniserregend ist der hohe weibliche Anteil bei jenen, die heuer zum ersten Mal die Sozialberatungsstellen aufsuchten, auch hier sind Zweidrittel Frauen. 

Diese Situation deckt sich auch mit einer von der Caritas in Auftrag gegebene Sonderauswertung der Statistik Austria. Waren die alleinerziehenden Frauen in Österreich Ende 2021 mit 24 Prozent um zehn Prozentpunkte mehr als die Gesamtbevölkerung von einer Wohnkostenbelastung betroffen, so spürten sie Anfang 2023 aufgrund der Maßnahmenpakete der Bundesregierung eine kurze Entspannung. Kurz darauf stieg die Belastung wieder stark an, sodass bis Anfang 2024 schon 41 Prozent der Alleinerzieherinnen armutsgefährdet waren. 

Wenn zu Beginn des Monats nur noch 150 Euro bleiben

Viele der betroffenen Frauen sind Alleinerzieherinnen, können aufgrund von Kinderbetreuung, Pflege und Hausarbeit nicht erwerbstätig oder nur teilzeitbeschäftigt sein und verdienen weniger. Dennoch leisten sie täglich fast zwei Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer, arbeiten häufiger in Branchen mit niedrigen Löhnen und sind dementsprechend öfter von Sozialleistungen abhängig.  

Hinter diesen Veranschaulichungen stehen konkrete Schicksale, wie ein aktuelles Beispiel aus der Sozialberatung Eisenstadt zeigt: Eine Alleinerzieherin mit einem Kind arbeitet 25 h Teilzeit und verdient Netto 1.100 Euro. Hinzu kommen 223 Euro Familienbeihilfe und 100 Euro Alimente. Nach Abzug der der Fixkosten bleiben ihr 150 Euro für den Rest des Monats“, rechnet Balaskovics vor.   

Welttag der Armen

Die sogenannte Elisabeth-Sammlung der Caritas, durchgeführt in allen Diözesen Österreichs, kann auf eine lange Tradition zurückschauen. „Durch diese Sammlung und die Großherzigkeit vieler Österreicherinnen und Österreicher konnte Jahrzehnte hindurch viel Gutes für die Menschen direkt um uns getan werden. Zudem wird in diesem Jahr zum 8. Mal der von Papst Franziskus initiierte Welttag der Armen begangen, ein großes und unverwechselbares Anliegen des Papstes in seinem ganzen Pontifikat“, so Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics.  

Immer um den Gedenktag der heiligen Elisabeth von Thüringen, wurde aufgrund ihrer Taten für die Armen und Kranken zum Inbegriff der Barmherzigkeit, wird die Sammlung der Caritas der Diözese Eisenstadt für in Not geratene Burgenländerinnen und Burgenländer durchgeführt, heuer am kommenden Sonntag, am 17. November 2024.  

Im Evangelium nach Matthäus hören wir den Satz Jesu: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Für uns Burgenländerinnen und Burgenländer hat bereits der heilige Martin Jahrhunderte vorher dieses Evangelium der Armut gelebt und die frohe Botschaft des Evangeliums den Armen verkündet.  

Zsifkovics betont: „Nächstenliebe, Mitgefühl und Solidarität sollten für Christen keine abstrakten Vorstellungen sein, sondern machen christliche Berufung aus. Und die Not ist nie weit weg – sie ist viel näher, als wir denken. Sie begegnet uns auch hier, in unserer eigenen Heimat, in unserem Burgenland, auch dann wenn man sie nicht sieht oder sehen will. Es sind die Menschen, oft in unserer direkten Nachbarschaft, die unsere Hilfe brauchen. Manche leiden still, ihre Not beschämt. Andere kämpfen tagtäglich um das Nötigste: um eine warme Mahlzeit, um ein Dach über dem Kopf, um die Begleichung offener Rechnungen, um Begleitung in Krankheit oder Einsamkeit.“ 

Die Caritas hat die Aufgabe, diese Not zu sehen und vor allem, daran mitzuhelfen, diese Not zu wenden. Damit sie das tun kann, braucht sie die Hilfe aller. Und es braucht eine Überwindung der Hemmschwelle der Betroffenen. Im Burgenland ist die Hemmschwelle immer noch viel höher, da bei uns die Anonymität der Städte und der großen Lebensbereiche fehlt.  

„Der Welttag der Armen und die Elisabeth-Sammlung ist ein Aufruf an uns alle unsere Verantwortung wahrzunehmen. Die Kirche darf nicht hinschauen oder zuschauen, sondern muss handeln. Der Dienst an den Armen ist immer ein Dienst an Jesus Christus selbst. Unterstützen wir die Inlandshilfe der Caritas! Helfen wir den Menschen in unserem Burgenland, die in Not geraten und auf unsere Unterstützung angewiesen sind!  Jeder kleine finanzielle Beitrag, den wir geben, macht einen großen Unterschied. Die Großzügigkeit ist eine Investition in die Nächstenliebe. Gemeinsam können wir Hoffnung schenken, besonders dort, wo Menschen sie dringend brauchen“, appelliert Zsifkovics an die Burgenländerinnen und Burgenländer die Elisabeth-Sammlung der Caritas am Sonntag zu unterstützen. 

Mögliche Maßnahmen zur Armutsreduktion

„Als Caritas lassen wir niemand alleine. Wir helfen besonders dann, wenn der Sozialstaat an seine Grenzen stößt. Seitens der burgenländischen Politik wäre die Weiterführung der Mietpreisdeckelung über Februar 2025 hinaus ein einfacher konkreter Schritt zur Entlastung der hohen Kosten rund ums Wohnen. Auch eine faire finanzielle Anerkennung von Sorgearbeit wäre eine weitere wichtige Maßnahme, fordert Balaskovics. Aber letztendlich müsse diese Ungleichstellung zwischen Mann und Frau endlich aufhören. „Es ist mehr als höchste Zeit für eine echte Gleichstellung.“ 

Caritas hilft Burgenländer*innen in Not mit breitem Angebot

Die Caritas greift Menschen in akuten Notsituationen rasch unter die Arme und unterstützt armutsbetroffene Menschen mit einem breiten Hilfsangebot, das auch spezielle Angebote für armutsbetroffene Frauen und deren Kinder beinhaltet. Fachexpert*innen für unterschiedliche Krisen- und Notsituationen stehen in Not geratenen Menschen mit einem offenen Ohr und begleitend zur Seite – sei es in der Sozialberatung, der Nothilfe und Wohnungssicherung für Menschen in existentiellen Notsituationen, oder in der Familienberatung. Doch der Schritt, Hilfe zu suchen und anzunehmen ist für viele Menschen abseits der Anonymität einer Großstadt mit viel Scham behaftet. „Deshalb kann ich nur appellieren: Scheuen Sie nicht, diese Hilfe anzunehmen. Wir sind für Sie da“, so Balaskovics.  

Werden Sie Wohnsicherungspate*in

 Viele Hilfs- und Unterstützungsleistungen für Burgenländer*innen in Not wären ohne Unterstützung der Spender*innen nicht möglich. Um schnelle Hilfe zu leisten und Zwangsräumungen frühzeitig zu verhindern, sind unsere Wohnsicherungs-Pat*innen von großer Bedeutung. Mit Ihrer Unterstützung füllen wir unseren „Delogierungsfonds“ auf, der es uns ermöglicht, in Notfällen sofort zu handeln. „So können wir Mietrückstände ausgleichen und Lösungen finden, bevor es zu einer Räumung kommt. Dank Ihrer Hilfe sichern wir das Zuhause von Menschen in schwierigen Lebenssituationen – besonders in den kalten Wintermonaten, in denen niemand ohne ein Dach über dem Kopf sein sollte.“ 

Jede Spende macht den Unterschied

Mit 30 Euro helfen Sie einer Familie in Not im Burgenland ihre Wohnung warm zu halten. 
Mit 50 Euro helfen Sie als Wohnsicherungspat*in unseren „Delogierungsfonds“ aufzufüllen und verhindern so, dass Menschen in Wohnungslosigkeit rutschen. 
Mit 100 Euro tragen Sie zu einem Wocheneinkauf für eine Alleinerzieher*in mit 2 Kindern bei. 

Caritas Spendenkonto  
Raiffeisen Landesbank: IBAN: AT34 3300 0000 0100 0652
Kennwort: „Menschen in Not im Inland“ 

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!